Steiermark

Freitag, 16. Mai 2008

Altausseer Wirtinnen

beislDass die Menschen aus dem Salzkammergut was sehr Spezielles haben, hatte man uns vorher gesagt! Auch dass dort mancherorts über 80% Sozis leben hat uns nicht an einer Reise dorthin gehindert, obwohl man das auf dem österreichischen Land eigentlich nicht erwartet. Aber dass es in diesem erzkatholischen Österreich noch Enklaven progressivster Puritaner gibt, war doch sehr beeindruckend! Da geht man mitten in den "Red Canyon" hinein und fühlt sich wie in Ostfriesland! Zumindest was die Bedienung beim Wirtn (norddeutsch: Dorfkrug) betrifft. Wir also, direkt aus der österreichischen Großstadt, an Höflichkeitsfloskeln wie: Grüß Gott! Wie gehts ihnen? Sehr schön haben sie es hier! Schönes Wetter heut! Bitte! Danke! gewöhnt, versuchen uns auch auf diese Art und Weise an die Altausseer Wirtin anzuschleimen, worauf wir mit dem Satz: "Huckts eich hi und hoits die Goschn" unterbrochen werden! Da haben wir uns dann demütigst dem Regiment der mit einem sehr salzkammerischen Charme ausgestatteten Wirtin unterworfen! Zuerst unterworfen, dann ergeben, denn: Das "Huckt eich hin und hoits die Goschn" war (wie sich nach zwei Stunden rausstellte) NOCH freundlicher gemeint als: "Grüß Goooott die Herrschaften, wos derfs denn sein" bzw. norddeutsch: "Hinsetzen und Mundhalten"! Als wir dann auch noch die traditionellen Altausseer Saiblinge essen mussten, war uns klar: Manchmal muss man sich unterordnen! Wir werden auf jeden Fall wieder nach Altaussee fahren!!!

Altausseer Tintenfass

tinteDie Mitte Mitteleuropas ist geografisch seit Jahrtausenden ganz genau auf einen Punkt bestimmt: Auf Altaussee im Salzkammergut! Da wo selbst gestandene Männer am Wochenende gern mal n Dirndl tragen. Vielleicht ist Mitte Mittleeuropas n bissi übertrieben, aber Altaussee liegt zumindest in der Mitte Österreichs. Was allerdings die landschaftliche Schönheit betrifft, kann man sagen, dass Altaussee und Umgebung wohl zu den schönsten Gegenden der Welt zählen. Man hat das Gefühl in Altaussee ist ständig Sonntag, was auch manchmal befremdlich sein kann, wenn man gerade aus Ottakring-Downtown kommt und Hunger auf ein zünftiges Adana-Kebap hat. In Altaussee gitbs KEINEN einzigen Kebapstand! Das ist zumindest die ersten Tage für einen Großstätter gewöhnungsbedürftig. Das liegt wohl daran, dass die Menschen in dieser Region über Jahrtausende nur den Zweck erfüllten, Salz für die gesamte Habsburgermonarchie zu produzieren! Wie soll sich da ne anständige Kebapkultur entwickeln!? Wurscht, dafür schmecken die Altausseer Saiblinge auch viel besser! Man muss sich dann allerdings dem Regiment der Altausseer Wirtinnen unterwerfen. Das ist alte salzkammerische Tradition, ohne die das Habsburgergeschlecht längst ausgestorben wäre, denn bei Erzherzog Karl und seiner Gemahlin Sophie wollte sich im Wiener Großstadtsmog und unter katholischer Aufsicht einfach kein männlicher Kindersegen einstellen, weswegen man wohl die protestantischen Enklaven des Salzkammerguts als letzte Hoffnung gesehen hat! Da hat es dann endlich geklappt mit dem Friedenskaiser! Böse Zungen behaupten ja auch, dass der Altausseersee eigentlich ein Tintenfass ist, mit dessen Inhalt sich die Altausseer Wirtinnen durch Rilke, Schnitzler, Bahr, Torberg oder Wassermann hindurch in die Weltliteratur eingeschrieben haben.

Sonnenschweine

pig1Auf unserem Ausflug in die Steirische Toskana sind wir auch in Burgau vorbeigekommen, woraufhin mein schlechtes Gewissen plötzlich "Hallo" zu mir gesagt hat, denn: In Burgau wimmelt es von sogenannten "Sonnenschweinen" (Hilde, Berta, Waldi, etc..). Also die, die vorher auf meiner Brettljause in zerteiltem Zustand drapiert waren, und die ich noch immer nicht verdaut hatte. Denn: Ich hatte bei meinem mehrtägigen Steirischen Toskanaaufenthalt wohl gleich mehrere dieser Burgauer Sonnenschweine verzehrt (was allerdings nicht sonderlich gut für den Cholesterinspiegel ist, aber: Fuck for Cholesterinspiegel im Urlaub!) Das schlechte Gewissen versuchte ich dadurch zu besänftigen, indem ich wahllos Sonnenschweine streichelte und so tat, als ob die schon immer in meinem Haushalt gelebt hätten! Woraufhin mir perfiderweise plötzlich Gedanken über diverse Sonnenschweinzubereitungsarten ins Hirn schossen, die über die der Brettljausnraffinesse hinausgehen! z.B. Sonnenschwein mit weißem Trüffel in Aspik etc..Das so genannte "Sonnenschwein" ist urheberrechlich geschützt (niemand auf der Welt darf sich also ungestraft "Sonnenschwein" nennen) ist eine Kreuzung aus schwäbisch-hällischem Schwein und dem Durocschwein (was auch immer das heißen mag!). und dem Anschein und Anfühlen nach eine robuste Schweineart, die das ganze Jahr über im Freien leben und in der Erde rumwühlen darf (was ich, der immer im Büro sitzen muss, auch manchmal gern täte!).

Brettljausn

brettljauseVor ein paar Tagen waren wir in der Toskana! Ini wollte eigentlich nach Italien, aber ich hab gesagt: Wir bleiben daham! In Hinblick auf mein schmales Budget und die gerade verlängerte Oebb Vorteilscard hab ich sie davon überzeugt, dass in Italien die Mafia regiert, Berlusconi Ministerpräsident ist und sowieso immer gestreikt wird. Ausserdem ist der Mozarella vergiftet! Aus diesem Grund haben wir uns dann für die sogenannte "Steirische Toskana" entschieden, genauer für Deutschlandsberg, den Unwissende auch gern mal "Pensionistenberg" nennen. Unwissende, die denken, dass Mozarella der einzige echte Käse ist. Da sind wir dann also mit der Oebb nach Deutschlandsberg gefahren und hatten, als wir am Deutschlandsberger Bahnhof angekommen sind, wie immer gleich den Megahunger. Ini hatte wegen der langen Fahrt und Temperaturschocks (steiermärkisches Tropenklima) plötzlich wilde Mozarellavisionen. Ich hab gesagt: Vergiss Mozarella, Bella! Das Wort Brettljausn ist in Österreich viel authentischer! Brettljausn ist nicht gleich Brettljausn. Es gibt die Waldviertler Brettljausn, die Mühlviertler Brettljausn, die Mostviertler und Weinviertler Brettljausn, und in der steirischen Toskana gibts eben die steirische Toskanabrettljausn. Mozarella ist Mozarella, egal ob in der Toskana oder in Wien! Basta! Außerdem ist der vergiftet! So sind wir dann hungrigst vorbei an diversen steirischen Edelkastanien durch die Laßnitz gewatet, nachdem wir dort unseren Durst mit dem kristallklaren Wasser gestillt hatten, links Schloss Frauenthal, rechts Mangobäume (oder irgend was anderes?) direkt in den Stöcklpeter hinein. Der Stöcklpeter hat am Eingang ein Schild: Gourmetkritiker: Nein Danke! Was soll auch ein Gourmetkritiker im Stöcklpeter? Dem Stöcklpeter wird wohl aus jahrhundertelanger Brettljausntradition die Meinung des Gourmetkritikers völlig egal sein. Hier regieren die Stammgäste! Wir also gleich ne Brettljause mit saftigem Schweinefleisch von handgefütterten Hausschweinen mit den Namen: Waldi, Hilde, Berta etc. bestellt, dazu mehrere Achterln rosaroten Schilcher, den man sonst auch nirgens bekommt, bzw. in Wien dafür soviel bezahlen würde wie für echten russischen Kaviar! Jajaja, einige Speisen schmecken nur als Symbiose zwischen Ort und Schwein! Das liegt ja auch im Megatrend, die regionale slow food Küche. Was soll man sonst noch zur echten steirischen Brettljausn sagen? Alles Gselchte ist umgeben von edlem Grammelschmalz, dazu echten Bergkäse, abgesehen von solchen Sachen wie Gurkerln, Pfefferoni und natürlich dem obligatorischen steirischen Kren! Da waren wir dann froh, dass wir in Österreich geblieben sind, denn einen steirischen Brettljausn kostet ungefähr soviel wie 100g Mozarella im italienischen Mafia-Supermarkt!

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